Notfall Alpin: Pandemie – quo vadis? Teil 2
Infektionswege und Beispielerreger
In Abb. 4 siehst du, welche unterschiedlichen Krankheitserreger existieren, und die Beispiele in Abb. 5 zeigen, dass du bei der Versorgung eines Verletzten dem Patienten sowie seinen Körperflüssigkeiten und ggf. auch Ausscheidungen nahe kommen kannst.
Tatsache ist jedoch: Wir stecken uns nicht automatisch mit etwas an, sobald wir helfen.
Das liegt an den sogenannten Infektionswegen (Abb. 6). Als Infektionswege bezeichnet man die spezielle Art und Weise, wie sich Krankheitserreger übertragen und verbreiten. Der effektivste Schutz vor einem Erreger liegt deshalb in der Unterbrechung seines Infektionswegs. Zunächst aber ein Überblick über die verschiedenen Infektionswege
Schutzmaßnahmen
Die effektivste Maßnahme, sich vor einer Ansteckung zu schützen, besteht in der Unterbrechung möglichst vieler Infektionswege. Kennen wir den Erreger eines infizierten Patienten, können wir gezielt diesen einen Infektionsweg des Erregers unterbrechen. Dafür steht wie in Abb. 7eine Vielzahl von Schutzmaßnahmen zur Verfügung.
Hygieneaufwand im Rettungsdienst und in der Luftrettung
Um Personal, Material und auch zukünftige Patienten zu schützen, betreiben sowohl der bodengebundene Rettungsdienst als auch die Luftrettung hohe Aufwendungen, um eine keimarme Umgebung in dem Arbeitsumfeld zu gewährleisten (Abb. 8). So findet nach jedem Patienten eine routinemäßige Desinfektion aller medizinischen Geräte, die bei der Versorgung des Patienten im Einsatz waren, sowie der Kontaktflächen statt.
Bei besonders infektiösen Krankheitsbildern erfolgen erweiterte Hygienemaßnahmen, welche sich je nach Erreger und Übertragungsweg unterscheiden. Es gibt auch Krankheitserreger, die in den einzelnen Transportmitteln aufgrund der Unmöglichkeit der nötigen Desinfektion oder Einhaltung der Sicherheitsvorschriften nicht transportiert werden können.
Und nun?
Der aktuelle Wissensstand lässt folgende Behauptungen zu:
- Erste Hilfe im Freien zu leisten ist bzgl. COVID-19 deutlich günstiger, als in geschlossenen oder gar gefüllten Räumen.
- Erste Hilfe ist nach wie vor geboten und kann bei Einhalten einiger Regeln gut durchgeführt werden.
Wie beschrieben sind einige Maßnahmen notwendig bzw. hilfreich, um das Risiko zu minimieren. So reduziert eine geringe Zahl an Helfern das Gesamtrisiko und wie immer ist es wichtig, sich über das Ziel der Maßnahmen im Klaren zu sein und Pro und Contra abzuwägen: „Profitiert der Patient jetzt von meiner direkten Anwesenheit im Nahbereich oder bin ich eher ein Infektionsrisiko für ihn? Kann meine Hilfe auch mit etwas mehr Abstand erfolgen, um somit eine Exposition für alle Beteiligten zu reduzieren?“
Darüber hinaus ist der richtige Umgang mit dem MNB/MNS ebenso wichtig wie der korrekte Einsatz der Schutzhandschuhe. Es ist wie beim Klettern: ein „falscher“ Knoten bringt nichts – außer trügerische Sicherheit! So kann angenommen werden, dass der MNB/MNS am besten funktioniert, wenn er trocken ist. Das bedeutet: beim Hineilen zum Verletzten – mit erhöhter Atemtätigkeit – ist dieser noch nicht aufzusetzen, sondern erst unmittelbar vor dem Eintreffen.
Blöderweise sind die Symptome der von COVID-19 Betroffenen sehr diffus. Auch leistungsfähige Bergsteigerinnen, die sich „fit“ fühlen, können den Virus tragen und somit ansteckend sein. Es lässt sich daher nicht sagen, dass von einer vermeintlich gesunden Person, die ohne Leistungseinschränkung am Berg unterwegs ist, kein Risiko ausgeht. Selbiges gilt natürlich auch für dich als Helfer.
Daher ist ein MNB als Mindeststandard zu empfehlen. In Kombination von Abstand, freier Luft und kurzen Phasen im Nahbereich kann das Risiko einer Ansteckung sehr stark reduziert werden.
Sollte ich selbst mal Hilfe benötigen, werde ich bereits beim Eintreffen der Rettungskräfte einen MNB verwenden und auch die wichtigen Infos zur Covid-Anamnese werde ich parat haben:
- Fieber gehabt?
- Direkter Kontakt zu einem Covid-19-Infizierten?
- Selbst positiver Befund?
- Husten?
- Grippeähnliche Symptome?
In diesem Sinne wünscht das Autorenteam eine schöne Zeit in den Bergen und habt – zumindest was den „Notfall Alpin“ angeht – keine Angst davor, Erste Hilfe zu leisten, sondern bleibt dabei wie gehabt wachsam.■
Danke an Markus Thaler, Wolfgang Voelckel und Peter Paal für ihre Inputs.
Literaturverzeichnis
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